Das Parkwächterhaus

Das Parkwächterhaus:
Berliner Moderne mit Hexenhaus-Charme

zum Tag des offenen Denkmals 
7. & 8. September 2019

Das Parkwächterhaus 1939, Bild: Landesdenkmalamt Berlin

Das Parkwächterhaus im Lietzenseepark sieht auf den ersten Blick nicht wie ein Bau der Moderne aus. Es trägt jedoch die typischen Elemente des Reform- oder Heimatschutzstils, wie die Verwendung von Natur- und Backstein, die waagerecht gekippte Fensterfront, der Verzicht auf schmückende Attribute und Ornamentik sowie die reduzierten Säulen, die das Haus einstmals umläufig getragen haben. Somit ist auch das Parkwächterhaus ein Teil der architektonischen Moderne, wenn auch im Vergleich z.B. zum Neuen Bauen eine eher konservative, traditionalistische Version. 

Das 1925/26 erbaute Parkwächterhaus sollte sich harmonisch in den von Erwin Barth (Gartenbaudirektor von Charlottenburg) im Jahr 1920 eröffneten Park einfügen und erhielt ein Aussehen in Anlehnung an die Gartenstadtarchitektur, die das Bauen in Berlin seit der Jahrhundertwende mitbestimmte. Wenn das Parkwächterhaus heute auch in einem abgewirtschafteten Elfenbeinweiß im Park steht, so war es ursprünglich viel farbenprächtiger in Ocker, Braun und Grün gehalten. Eine Farbgestaltung, die man aus eben jenen Gartenstädten oder auch von den Siedlungen der Wohnungsbaugenossenschaften, die ebenfalls eine ausgleichende Harmonie von Wohnen und Stadtgrün anstrebten, kennt.

Nicht nur architektonisch war das Parkwächterhaus ein Kind der Moderne, sondern auch in seiner vorgesehenen Nutzung. Erwin Barth hat die Gestaltung des Lietzenseeparks als einen Volkspark angelegt, der den Parkbesuchern, im Gegensatz zu einer rein die Natur betrachtende Rolle, eine aktive Rolle mit sportlicher und spielerischer Betätigung zuspricht. Im nördlichen Teil des Parks gab es, dort wo heute der große Spielplatz ist, eine Volks- und Spielwiese, die geregelte Öffnungszeiten hatte. Dort konnte auf dem Rasen gespielt und sich sportlich betätigt werden, denn die übrigen Rasenflächen im Park waren damals nicht zu betreten. Das Parkwächterhaus wurde dieser Wiese, mit eindrucksvoller Sichtachse zum See, zur Seite gestellt. Namensgebend für das Haus hatte der Parkwächter im Obergeschoss seine Dienstwohnung. 

Im Erdgeschoss gab es für die Parkbesucher öffentliche Toiletten für Damen und für Herren. Diese waren ein Fortschritt der Gleichberechtigung im Gegensatz zu den vormals üblichen Pissoirs, die nur den Männern erlaubten sich unterwegs „zu erleichtern“ und so die Verweildauer für Männer und Frauen im öffentlichen Raum ungleich verteilten. 

Das Parkwächterhaus war in den 1920er und 1930er Jahren ebenfalls als Kur-Häuschen bekannt. In einer demokratisierten Version der Kurbäderbetriebe mit ihren Trink- und Wandelhallen wurde an dem kleinen Kiosk im Haus Milch und Mineralwasser für die Parkbesucher angeboten. Ein Kurort im Wohnkietz, ohne aufwändige Anfahrt und ohne hohe Unterkunftskosten, der heilende Getränke für die Genesung an Licht, Luft und Sonne anbot. Dies waren nicht nur zentrale Komponenten der Lebensreform-Bewegung, sondern ebenfalls der alltäglichen Freizeitgestaltung, um den negativen gesundheitlichen Folgen der Industrialisierung entgegenzuwirken. 

In einer umfassenden Sanierung wird das denkmalgeschützte Haus an die zukünftige Nutzung angepasst. Im EG werden die sanitären Anlagen modernisiert und es entsteht ein familienfreundliches Café für Jung und Alt. Im Obergeschoss entstehen multifunktionale Räumlichkeiten für Veranstaltungen und kulturelles Programm. Die Fassade wird nach einem farbrestauratorischen Gutachten wieder in der bauzeitliche Farbigkeit gefasst.

www.parkhaus-lietzensee.de