Magisterarbeit

„..und ich fand am besten das Bett von Königin Luise“
Vermittlung kulturhistorischen Wissens
an die Zielgruppe Familie und Kinder am Schloss Charlottenburg

Themen: Erinnerungsort und Vermittlung

„Es sind weder historische Fakten und Daten, noch kunstgeschichtliche Details, die die Besucher:innen vorrangig interessiert, sondern die Verbindung von politischer Geschichte, Kunstgeschichte, vom individuellem Erleben und von dem Geist der vergangenen Zeit. Für die Kuratoren ist es wesentlich einfacher die Kunst in den Schlössern zu präsentieren, als vergangene Vorstellungs- und Lebenswelten für die Besucher auferstehen zu lassen, was besonders für jüngere Besucher wichtig und interessant ist.“
(SPSG- Leitung Kulturelle Bildung)

Magisterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades
Magistra Artium (M.A.)
im Fach Kulturwissenschaft
Mai 2012
Bewertung: sehr gut

Das Schloss Charlottenburg war bis 1918 Privateigentum der Hohenzollern und wurde 1927 der „Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten“ (heute Stiftung Preußische Schlösser und Gärten – SPSG) übergeben, die es von da an als Kulturgut verwaltet und es als Museumsschloss führt. Das Schloss Charlottenburg ist nicht nur ein Gedächtnisort aufgrund seiner historischen Präsenz, sondern auch, weil dort Geschichte vermittelt wird. Nicht nur Kunstwerke, wie Architektur, Gemälde und andere Kunstgegenstände wie in einem ausgesprochenen Kunstmuseum können hier besichtigt werden. Das Schloss stellt darüber hinaus selbst einen authentischen Ort dar, der zeitgeschichtlicher Zeuge ist. 

Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, wie am Schloss Charlottenburg die Vermittlung kulturhistorisches Wissen an die Zielgruppe Familie und Kinder am authentischen Ort umgesetzt wird.

Der Gedächtnisort Schloss Charlottenburg offenbart sich, den an den Programmen teilnehmenden Familien und Kindern, als Speicher und Medium des kulturellen Gedächtnisses. Wissen wird durch bestimmte Zeremonien, Praktiken und Rituale sowie durch bestimmte Spezialisten vermittelt, praktiziert und verfügbar gemacht. Dabei geht es nicht nur um (kultur)historisches Wissen, sondern ebenso um kulturspezifisches Wissen und Praktiken der partizipierenden teilnehmenden Gruppe, die vor Ort vermittelt werden. Gerade ein musealer Umgang mit dem Erinnerungsort kann so eine stark identitätstiftende Qualität annehmen. 

Um Antworten auf meine Leitfrage und Thesen zu erhalten, nehme ich (mit der Unterstützung der SPSG) als teilnehmende Beobachterin an unterschiedlichen Veranstaltungsformaten für Familien und Kinder im Zeitraum von März bis Juli 2011 teil. 

In der Arbeit erörtere ich die Ziele und Erwartungen der Expert:innen und der Teilnehmenden. Im Hinblick auf das identitätstiftende Momentum thematisiere ich die Aufgaben, die der Ort in seinen Eigenschaften als geschichtsreproduzierendes Medium wahrnimmt sowie als Ausübungs- und Einübungsort gesellschaftsrelevanter Praxen. Ich erläutere, wie das „Andere,“ dem die Familien und Kinder vor Ort begegnen, das „Eigene“ definiert. Als Instrument der Vermittlung wird hier eine körperlich-immersive Auseinandersetzung und Aneignung gegenüber der rein kognitiven praktiziert. Abschließend wende ich mich der Bedeutung des Authentischen in den beobachteten Veranstaltungen zu.